Ein noch nicht ganz so altes Beispiel für ein gescheitertes Spiele-Entwickler-Studio ist Telltale Games, das im September 2018 die Segel streichen musste, weil ihm das Geld ausgegangen ist: “Heute hat Telltale Games die schwierige Entscheidung getroffen, das Studio zu schließen, nachdem das Jahr von unüberwindbaren Herausforderungen geprägt war. Die Mehrheit der Mitarbeiter wurde heute Morgen entlassen, wobei eine kleine Gruppe von 25 Mitarbeitern weiterhin die Verpflichtungen gegenüber dem Vorstand und den Partnern erfüllen wird.”
Telltale Games wurde von ehemaligen Lucas-Arts-Mitarbeitern im Jahr 2004 gegründet, die zuvor erfolgreiche Adventures entwickelt hatten. Entsprechend wollte sich Telltale Games auf die Entwicklung von Adventures konzentrieren. Damit nicht genug: Electronic Arts teilte erst vor wenigen Wochen mit, dass es 350 Mitarbeiter entlassen werde. Wobei EA allerdings keineswegs vor dem Aus steht, sondern “nur” umstrukturiert.
Doch es gibt viele, viele Spiele-Entwickler, die aufgegeben haben:
Platz 11: Spectrum Holobyte (1983 – 1998)
Gegründet im Jahr 1983 machte sich Spectrum Holobyte schnell einen Namen für seine hochrealistische Kampfflugsimulationsreihe “Falcon”. “Falcon A.T.” (Bild), das 1988 veröffentlicht wurde, war eine der ersten Flugsimulationen mit EGA-Grafik – einem IBM-Standard, entwickelt für den PC/ AT. Es verfügte über unglaubliche 16 Farben und eine überwältigende Auflösung von 640 mal 350 Pixeln. “Falcon 3.0” setzte 1991 dann neue Maßstäbe bei den Hardware-Anforderungen: Die Simulation benötigte einen PC mit mathematischem Koprozessor und einer CPU mit 33 MHz 80486 – für die damalige Zeit absolute Luxusklasse. ©Spectrum Holobyte
Platz 10: Infocom (1979 – 1989)
Infocom wurde zwar erst 1979 gegründet, ihr erstes Text-Adventure “Zork” (Bild) wurde aber schon zwei Jahre zuvor entwickelt. “Zork” lief allerdings lediglich auf Mainframe-Computern. Im Jahr 1980 veröffentlichte Infocom “Zork I” für den RadioShack TRS-80 PC und erschuf später auch eine Version für Microsoft DOS. Weitere beliebte Spiele des Studios waren unter anderem “Cutthroats” und “Leather Goddess of Phobos”. Letzterer Titel konnte sogar in drei verschiedenen Modi gespielt werden: zahm, suggestiv und lüstern. Infocom verschmolz im Jahr 1986 mit Activision, doch der Hersteller knipste den Entwickler nur drei Jahre später komplett aus. ©Infocom
Platz 9: Sierra Entertainment (1979 – 2008)
Gegründet im Jahr 1979 unter dem Namen On-Line Systems von den Eheleuten Ken und Roberta Williams, erlangte Sierra frühen Ruhm als Entwickler der ersten Adventure-Spiele mit Grafik. Zu den bekanntesten Serien gehören etwa “King’s Quest”, “Leisure Suit Larry” und “Space Quest”. Roberta Williams machte sich aber auch einen Namen mit Games, die erstmals über Echtzeit-Video verfügten, beispielsweise “Gabriel Knight” (Bild) und “Phantasmagoria”. Die Hochzeit des Erfolgs von Sierra markieren jedoch das erste “Half-Life” (entwickelt von Valve Studios) im Jahr 1998 und “Homeworld” (entwickelt von Relic) im Jahr 1999. Sierra wanderte seitdem durch zahlreiche Käufer-Hände, bis Activision das Studio im Jahr 2008 endgültig absorbierte. ©Sierra Entertainment
Platz 8: Parallax Software (1993 – 1997)
Die Lebenszeit von Parallax Software mag kurz gewesen sein, doch mit “Descent” und “Descent 2” (Bild) legte sie den Grundstein für Ego-Shooter im dreidimensionalen Raum. Somit war “Descent” auch das erste Spiel, das für Motion Sickness beim Spieler sorgte. Parallax wurde 1996 in zwei separate Firmen aufgeteilt – Outrage Entertainment und Volition – und vom mittlerweile Pleite gegangenen THQ aufgekauft. Outrage Entertainment existiert heute nicht mehr, Volition hingegen produziert nach wie vor die beliebten Spielereihen “Saints Row” und “Red Faction”. ©Parallax Software
Platz 7: New World Computing (1987 – 2003)
Zahlreiche PC-Spieler wurden zu beinharten “Might & Magic”-Zockern, nachdem New World Computing im Jahr 1999 “Heroes of Might & Magic 3” (Bild) veröffentlichte. Doch das war nur eines der fantastischen Games, die das Studio im Laufe seiner 18-jährigen Karriere auf den Markt brachte. Zwar produzierte New World auch abseits von “Might & Magic” ein paar Titel, doch das Gros des Erfolgs fällt tatsächlich auf eben diese taktischen, rundenbasierten Rollenspiele, die noch heute fortgeführt werden. Traurigerweise fand New World im Jahr 2002 ein jähes Ende, als Publisher 3DO, der New World bereits 1996 aufgekauft hatte, Insolvenz anmeldete, seine, Bestand veräußerte und letztlich von der Bildfläche verschwand. Die Rechte an der “Might & Magic”-Reihe liegen nun bei Ubisoft. ©New World Computing
Platz 6: Bullfrog Productions (1987 – 2004)
Noch immer wirft der eine oder andere von uns in regelmäßigen Abständen ein Bullfrog-Game ins Laufwerk seines PCs, um erneut den ungeschlagenen Humor zu genießen, der diese Spiele so charakterisiert hat. Die meisten kennen Bullfrog für die Götter-Simulation “Populous” – und den damit verbundenen Karrierestart des Spielentwicklers Peter Molyneux. Er gründete Bullfrog zusammen mit Les Edgar im Jahr 1987. Fast noch besser in Erinnerung geblieben ist aber die “Dungeon Keeper”-Reihe (Bild) – ein klassischer PC-Strategietitel, der die Fronten umkehrte und den Spieler in die Rolle eines bösartigen Dungeon-Meisters versetzte, der die heldenhaften Eindringlinge aus seinen Kerkern fernhalten musste. 2004 wurde Bullfrog in den Elektronikriesen Electronic Arts integriert – und wird seitdem schmerzlich vermisst. ©Bullfrog Productions
Platz 5: Ion Storm (1996 – 2005)
“Deus Ex” (Bild) hat einige von uns zu dem werden lassen, was wir heute sind. Wenn Sie es noch nie gespielt haben, haben Sie eines der beeindruckendsten Ego-Stealth-Action-Rollenspiele aller Zeiten verpasst. Das Game, veröffentlicht von Ion Storm Austin im Jahr 1997, heimste Bestwertungen ein und setzte – neben “Thief” und “System Shock” – neue Maßstäbe für ein ganzes Genre. Doch während Ion Storm Austin weiter damit beschäftigt war, unglaubliche Spiele zu produzieren, erschuf das Ion Storm Hauptquartier in Dallas nur fehlerhafte, wenig ansprechende Games wie “Anachronox” und “Daikatana”. Schwache Verkaufszahlen und andere finanzielle Schwierigkeiten, kombiniert mit der großen, internen Angst, das Studio vollends vor die Wand zu fahren, veranlasste viele große Entwickler – unter anderem John Romero und Warren Spector – ihre Sachen zu packen und zu gehen. Ruhe in Frieden, Ion Storm. ©Ion Storm
Platz 4: Origin Systems (1983 – 2004)
Das Motto von Origin Systems war “Wir erschaffen Welten” – und das haben sie getan. Nach ihrer Gründung im Jahr 1983 entstanden beim Studio Perlen wie die “Ultima”- und “Wing Commander”-Spielserien (Bild). Der Ideenreichtum des Teams kannte keine Grenzen. Und so erschufen sie eines der ersten MMO-Rollenspiele schon im Jahr 1997: “Ultima Online”. Bis 2004 existierte Origin Systems fast ausschließlich für den Support von “Ultima Online”, dann wurde das Studio zwangsweise ins Hauptquartier von Electronic Arts verlegt, was einer Auflösung des Entwicklerteams gleichkam. Viele der bekanntesten Größen der Branche haben mit Origin Systems angefangen – und arbeiten noch heute an neuen Games. ©Origin Systems
Platz 3: Westwood Studios (1985 – 2003)
Der besonders für “Command & Conquer” bekannte Entwickler Westwood legte bereits anno 1990 den Grundstein im Echtzeitstrategie-Sektor – mit “Battle Tech: The Crescent Hawk’s Revenge” und “Dune 2” (Bild). Vor der Übernahme durch Electronic Arts im Jahr 1998, herrschte Westwood über beachtliche fünf bis sechs Prozent des PC-Spiel-Markts. Nach der Veröffentlichung des gefloppten Ego-Shooter-Echtzeitstrategie-Hybriden “Command & Conquer: Renegade” 2002, wurde Westwood ein knappes Jahr später liquidiert. Das Vermächtnis von “Command & Conquer” lebt aber bis heute weiter: Derzeit befindet sich die heiß ersehnte Fortsetzung von “Command & Conquer: Generäle” in der Entwicklung. ©Westwood Studios
Platz 2: Looking Glass Studios (1990 – 2010)
Erinnern Sie sich an “System Shock”, “Thief” (Bild) und “Ultima Underworld”? Wenn ja, dann kennen Sie vermutlich auch Looking Glass, das Entwickler-Studio hinter diesen PC-Klassikern. Die Firma wurde 1990 in Massachusetts gegründet und verlebte ein erfolgreiches Jahrzehnt in der goldenen Ära der PC-Spiele. Finanzielle Probleme führten im Jahr 2000 letztlich zur Schließung des Studios. Die Entwickler selbst wurden in alle Winde verstreut, viele von ihnen – darunter Ken Levine, Seamus Blackley und Warren Spector – führten ihre Karriere in der Branche aber erfolgreich weiter. Comeback einer Legende: Neues Thief für PC angekündigt ©Looking Glass Studios
Platz 1: Lucasarts (1982 – 2013)
Lucasarts war nicht nur Inspirationsquelle für diesen Artikel, sondern kreierte auch klassische PC-Spiele, die noch heute in guter Erinnerung geblieben sind. Von “The Secret of Monkey Island” (Bild), über “X-WIng”, “Full Throttle” und “Knights of the Old Republic” bis hin zu zahllosen anderen Titeln, feierte Lucasarts über Jahrzehnte Erfolge als Entwickler und Publisher.
Obwohl das ikonische Lucasarts-Logo in den letzten Jahren immer öfter mit schwachen Produkten wie “Mercenaries 2” und “Kinect Star Wars” in Verbindung gebracht wurde, hatten viele Fans die Hoffnung, das neue Projekt – “Star Wars 1313” – würde das Studio retten. Zu Recht, denn “1313”, das Spiel um einen Kopfgeldjäger in einer planetengroßen Weltraumstadt, sah fantastisch aus. Jetzt, wo Mutterfirma Disney das gerade eben erst aufgekaufte Lucasarts geschlossen hat, bleibt nur zu hoffen, dass die Entwickler wieder in der Branche Fuß fassen und weiterhin großartige Spiele abliefern können. ©Lucasarts
The Walking Dead – Final Season ist das letzte Spiel von Telltale Games
Telltale Games wurde von ehemaligen Lucas-Arts-Mitarbeitern im Jahr 2004 gegründet, die zuvor erfolgreiche Adventures entwickelt hatte. Entsprechend wollte sich Telltale Games auf die Entwicklung von Adventures konzentrieren. Dabei setzt Telltale Games früh auf das Episoden-Format, Spiele wurden also in mehreren Episoden veröffentlicht, in der Regel bestand ein Titel aus fünf Episoden. Breiter bekannt wurde das Studio mit “Sam & Max Save the World”. Später folgten Spiele wie “Tales of Monkey Island”, “Back to the Future: The Game”, “Puzzle Agent 2”, “The Walking Dead”, “The Wolf Among Us”, “Tales from the Borderlands”, “Batman: The Telltale Series”, “Minecraft: Story Mode”. Telltale Games schließt die Pforten ©Telltale Games
Im Frühjahr 2015 wurde zum Beispiel bekannt, dass EA das traditionsreiche Studio Maxis schließt. Maxis entwickelte unter anderem Sim City und die Sims. Und am 4. April 2013 hat bereits einer der bekanntesten Spiele-Entwickler überhaupt endgültig seine Pforten geschlossen. Lucas Arts wurde durch den Mutterkonzern Disney eingestampft . Damit reiht sich der “Monkey Island”-Entwickler aber nur in den traurigen Reigen zahlreicher anderer Studios ein, die im Laufe der Jahre bereits ihre Arbeit beenden mussten.
Einige von ihnen haben uns den Weg zum PC-Gaming geebnet, andere haben dabei geholfen, ganze Genres neu zu definieren. Die Galerie oben gibt einen Rückblick auf Spiele-Entwickler, die wir nie vergessen werden.
Nicht tot, sondern quicklebendig sind dagegen die folgenden Spiele:
Die besten Linux-Spiele für Steam, Ubuntu, Holarse, Gog, Shell
Die besten Musik-Spiele für Android
Die besten Knobel-Spiele für Android
Die besten Android-Gratis-Spiele 2019
Die besten kostenlosen Sport-Spiele für Android