Auf den meisten Smartphones finden sich persönliche Daten, wie die Log-ins fürs E-Mail-Konto, fürs Online-Banking und für Facebook. Für Informationen dieser Art interessieren sich Kriminelle ganz besonders. Entsprechend steigt die Zahl der Android-Viren rasant, zumindest laut den Sicherheits-Firmen, die den Verbraucher vor diesen Schädlingen schützen wollen.
Alarmierend hohe Zahl neuer Viren
Der Sicherheits-Experte Kaspersky meldet wenige Tage vor der CeBIT extrem erschreckende Zahlen. So haben die Kaspersky Labs über 143.000 neue mobile Schädlinge im Jahr 2013 entdeckt und damit mehr als doppelt so viele wie im Jahr 2012. Insgesamt kennt Kaspersky derzeit etwa 230.000 mobile Schadcodes. Noch viel höher ist die Zahl der verseuchten Apps. Rund vier Millionen schädliche Apps nutzen laut Kaspersky Cyberkriminellen als Vehikel, um ihre Schädlinge auf Android- Geräte zu verbreiten. Insgesamt 10 Millionen schädliche Apps wurden von Kaspersky Lab zwischen den Jahren 2012 und 2013 entdeckt.
©www.kaspersky.de
Neue, raffinierte Android-Viren entdeckt
Aber nicht nur die Zahl der Android-Viren ist gestiegen, die Schädlinge werden auch raffinierter. Die Antiviren-Firma G Data meldet kurz vor der CeBIT, dass sie einen neuen Virus entdeckt hat, der sich in einer Kopie der beliebten Radio-App „Tuneln Radio Pro“ versteckt. Der Virus nutzt die Rechenleistung des infizierten Mobilgerätes aus, um Geld in Form der Kryptowährung Dogecoin durch sogenanntes „Mining“ zu generieren. Dabei ist die Schad-App nur dann aktiv, wenn das betroffene Smartphone oder Tablet nicht genutzt wird, ansonsten lassen sich alle Funktionen der Radio-App nutzen.
Nicht alle Sicherheitsforscher schlagen Alarm
Zu den zurückhaltenderen Firmen beim Thema Android-Viren zählt der finnische Antiviren-Hersteller F-Secure . Entsprechend meldet er vor der CeBIT eine vergleichsweise geringe Zahl: In der zweiten Jahreshälfte 2013 seien 804 neue Viren-Familien und -Varianten für Android aufgetaucht. Ein Jahr zuvor meldete F-Secure 238 neue Android-Bedrohungen. Somit steigt die Bedrohungslage auch aus Sicht von F-Secure, doch bei weitem nicht so dramatisch. Die Lage relativiert sich zudem, wenn man die Verteilung der Android-Viren pro Land berücksichtigt. Zwar findet sich Deutschland in der Länder-Top-10 mit den meisten neu entdeckten Android-Viren, doch nur mit einem Anteil von 3,2 Prozent. Auf Platz ein steht in der zweiten Jahreshälfte 2013 Saudi Arabien mit 42 Prozent und auf Platz zwei folgt Indien mit 33 Prozent. In Saudi Arabien tauchten am häufigsten Schädlinge auf, die kostenpflichtige SMS-Nachrichten versenden (Virus: SmsSend), in Indien waren es Viren, die persönliche Daten stehlen (Virus: GinMaster).
Zurück nach Deutschland, wo ohnehin nur wenige neue Schädlinge aufgetaucht sind: Hier sind die Smartphone-Nutzer zudem gut geschützt, wenn Sie Apps nur aus dem offiziellen App-Store von Google laden oder von anderen seriösen Anbietern wie Android-Pit oder bei Amazon laden. Denn fast alle Schädlinge fängt man sich nur außerhalb dieser Quellen ein.
Ähnlich zurückhaltenden wie F-Secure gibt sich die Sicherheits-Firma Sophos in Ihrem jüngst erschienen Security Threat Report 2014 . Sie hat etwas mehr 300 Viren-Familien entdeckt. Insgesamt sind bei Sophos 350 000 unterschiedlich Schädlings-Apps aufgetaucht.
Vergleicht man diese Zahlen mit den Zahlen von Viren für Windows, dann ist die Bedrohungslage auf Android-Geräten nicht zu schlimm. Schließlich tauchen für Windows-Rechner rund 150.000 neue schädliche Dateien auf – und zwar pro Tag und nicht pro Jahr!
Wenn Sie dennoch wissen möchten, wie Android-Viren aussehen und welchen Schaden sie anrichten, dann finden Sie 10 Schädlinge in dieser Bildergalerie. Weiter unten auf der Seite warnen wir zudem vor einigen der gefährlichen Banking-Viren für Android, die sich auf den Diebstahl beim Online-Banking spezialisiert haben.
Diese Android-Viren sollte man aber ernst nehmen: Zu den Schädlingen, die es für Android gibt, zählen durchaus ein paar äußerst unangenehme Kandidaten. Etwa die beiden sehr ähnlich agierenden Viren ZitMo und SpitMo, die es auf die mTAN von Online-Banking-Kunden abgesehen haben. Die zwei Schädlinge stammen allerdings nicht aus dem Android Market Google Play. Hier haben die Kriminellen die PCs der Opfer mit einem klassischen Banking-Virus verseucht. Dieser zeigt eine Meldung an, die das Opfer überredet, eine vorgeblich nützliche App auf dem Smartphone zu installieren. Tatsächlich handelt es sich aber um die Android-Viren.
Weitere bösartige Smartphone-Viren versenden kostenpflichtige SMS oder abonnieren teure Premium-Dienste. Doch sind diese Schädlinge überwiegend in Russland und Asien verbreitet. Die Bedrohung durch gefährliche Handy-Viren ist also durchaus real. Einerseits ist es für Kriminelle grundsätzlich leicht, ihren Schadcode in eine beliebte App einzupflanzen und dann unter ähnlichem Namen im offiziellen Android Market zu veröffentlichen. Zudem gibt es für Kriminelle lohnende Ziele auf einem Smartphone, etwa die mTAN fürs Online-Banking. Andererseits ist bisher zumindest in Deutschland noch kein großer Schaden entstanden. Trotzdem bieten bereits viele Sicherheits-Apps ihre – teils kostenpflichtigen – Dienste an.
Das leisten die Android-Sicherheits-Apps
Virenscanner: Die meisten der neuen Sicherheits-Apps, die in den Android Market drängen, stammen von den Herstellern klassischer Antiviren-Programme für den PC. Entsprechend haben sie meist auch einen Virenscanner an Bord. Die ersten Programme mit dieser Funktion konnten jedoch nur bereits vorhandene Apps scannen und somit erst nach der Installation einer App feststellen, ob diese einen Virus enthielt oder mit schädlichem Code verseucht wurde. Die heute vertriebenen Sicherheits-Apps erkennen Schädlinge auch schon vor der Installation. Allerdings sind die meisten Programme rein signaturbasiert. Sie erkennen also nur Viren, die den Sicherheitsexperten bereits bekannt sind. Kriminelle, die eine verseuchte App wirklich verbreiten wollen, ändern den schädlichen Code einfach so lange, bis eine Sicherheits-App den Virus nicht mehr erkennt.
Das Virenscanner-Modul ist also bei der aktuell eher geringen Bedrohungslage nur von begrenztem Nutzen. Das wissen auch die Anbieter der Apps und erweitern ihre Programme um nützliche Sicherheits- und Service-Funktionen. In den Bildergalerie auf der nächsten Seite sehen Sie, was gängige Sicherheitsprogramme für Android zurzeit bieten.
Internetseitenfilter: Damit Sie am Smartphone nicht Opfer einer betrügerischen Internetseite werden, bieten manche Apps, wie zum Beispiel Lookout, einen Internetseitenfilter. Ruft man mit dem Internet-Browser des Handys eine gefährliche Internetseite auf, blockiert die App mit einem Warnfenster den Aufruf der Seite. Diese Filter funktionieren genauso wie die entsprechenden Filter auf dem PC.
Lokalisierung: Nach einem Verlust des Handys lässt es sich über eine Internetseite orten. Das ist praktisch, wenn man das Handy etwa in einer Kneipe vergessen hat und es so beim Wirt wieder abholen kann.
Wurde hingegen das Handy gestohlen oder will der Finder des Geräts es lieber für sich behalten, nützt eine Lokalisierung des Geräts nur dann etwas, wenn man die Polizei dazu bewegen kann, aktiv zu werden. Dem Dieb selber hinterherzulaufen, ist sicher nicht jedermanns Sache.
Fernsteuerfunktion: Sollte das Handy verschwunden sein, ist eine Fernsteuerfunktion sehr nützlich. Damit lässt es sich sperren, so dass der Finder nicht an die persönlichen Daten herankommt. Diese Funktion bieten einige Apps per SMS an, andere über eine Internetseite. Schließlich gibt es als Notbremse noch die ferngesteuerte Löschfunktion, die viele der persönlichen Daten auf dem Smartphone löscht.
App-Kontrolle : Einige Sicherheits-Apps prüfen alle anderen Programme auf dem Handy und zeigen in einer übersichtlichen Liste an, welche App welche Berechtigungen hat. So sieht man etwa leicht, welche Apps die aktuelle Position des Handys auslesen dürfen oder welche auf das Adressbuch zugreifen können. Diese Information steht zwar für jede App auch auf ihrer Seite im Android Market und wird zudem vor der Installation angezeigt, doch haben viele Nutzer nicht die Ruhe, diese Infos in diesem Moment durchzusehen.
Backup: Einige der Sicherheits-Apps bieten auch die Möglichkeit, persönliche Daten auf die SD-Speicherkarte, den PC oder einen Online-Speicher zu sichern und bei Bedarf zurückzuspielen. Wer auf diese Sicherung setzt, sollte sich informieren, welche persönlichen Daten genau gesichert werden.
Sicherheits-Apps: Zahlen lohnt sich kaum
Viele der Programme gibt es in einer kostenlosen, dafür im Funktionsumfang reduzierten Version und als Pro-Version. Die hier genannten Apps stammen fast alle von namhaften Antiviren-Herstellern. Erste Tests haben bereits gezeigt, dass diese Apps deutlich leistungsfähiger sind, als die Programme bislang unbekannter Firmen. Offensichtlich haben die klassischen Antiviren-Hersteller auch in Bezug auf die mobilen Geräte die besseren Strukturen, um an bekannte Schädlinge zu kommen und dann entsprechende Updates für die Mobile-Schutz-Software zu erstellen.
Kostenloser Scanner: Bei vielen Sicherheits-Apps lässt sich der Virenscanner kostenlos nutzen. Wer also wissen möchte, ob die bereits installierten Apps auf seinem Android-Smartphone virenfrei und sicher sind, kann etwa AVGMobilation Anti-Virus Free oder LookoutSecurity & Antivirusnutzen .